Honduras – zeitweise dort leben?
von Vivien Renziehausen, Mango Verde
Leser, die hier einen schillernden Text über blaues Meer, bunte Fische, strahlenden Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen in tropischer Kulisse erwarten, werden leider enttäuscht.
Ich rede nichts schön!
Dies ist ein authentischer Artikel über eine Karibikinsel in dem Land mit der höchsten Mordrate der Welt und ich rede nichts schön. Ich gebe hier meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wieder, die ich in über elf Jahren Reisen in dieses Land gemacht habe – und warum ich es trotz all der negativen Seiten liebe und als meine zweite Heimat betrachte.
Honduras: Auswärtiges Amt warnt!
In Honduras, einem Land, für das Reisewarnungen vom Auswärtigen Amt bestehen, das für seine Kriminalität, hohe Mordrate und Drogenhandel berühmt-berüchtigt ist, in dem viel Armut herrscht und wo an manchen Orten die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Ich kam immer wieder zurück, mal länger, mal kürzer, besuchte meine Freunde und sah zu, wie die Insel langsam von einer Backpacker-Destination zu einer Cruiseship-Destination wurde.
Ich erlebte, wie Teile des Korallenriffs weggesprengt wurden, damit die riesigen Kreuzfahrtschiffe anlegen können, wie große Resorts und hunderte Sonnenliegen den einst so unberührten West Bay Beach verunzierten und wie kalkweiße Touristen in ebenso weißen Tennissocken und Sandalen die Souvenirshops und Bars füllten.
Der internationale Tourist hält in Honduras Einzug
So wenig mir all diese Veränderungen auch gefielen, für das Land waren sie gut. Der Tourismus kam in Gang, die Insel konnte investieren in Infrastruktur, Geldautomaten, Shops, Hotels und Internetverbindung.
Und natürlich profitiere auch ich davon, nicht mehr bei 30° Grad über eine Stunde im überfüllten Sammeltaxi nach Coxen Hole fahren zu müssen, nur um an den einzigen Geldautomaten der Insel zu kommen, der dann gerade mal wieder „out of service“ war.
Es gibt jetzt mehr als nur einen Geldautomaten auf der Insel
Die positivste Veränderung ist wohl die geänderte Einstellung der Honduraner zu ihrer Umwelt und Natur; es gibt mittlerweile eine relativ gut organisierte Müllabfuhr und man sieht kaum noch Müll am Straßenrand, auf Grundstücken und in den Flüssen.
Natürlich ist noch Potenzial nach oben, vor allem was Mülltrennung und die vielen Plastiktüten angeht, die man bei jedem Einkauf in die Hand gedrückt kriegt, aber es ist ein Anfang.
Leben als digitale Nomadin
Diesmal bin ich als digitale Nomadin mit meinem eigenen (Online) Business nach Honduras zurückgekehrt. Mango Verde (www.mango-verde.com) vermittelt allein reisenden Frauen weltweit in Seminaren, Workshops, 1:1 Coachings und einem tollen Blog ein besseres Verständnis für die eigene, persönliche Sicherheit durch gezielten Aufbau des Selbstbewußtseins, Gewaltprävention, Situationsbewußtsein, Körpersprache und nicht zuletzt praktische Selbstverteidigung.
San Pedro Sula – die tödlichste Stadt der Welt
Honduras und auch Roatán war viel in den Schlagzeilen in den letzten Jahren, Touristen wurden für ein wenig Geld und Handys ermordet, ganze Busse überfallen und ausgeraubt.
Pompöse Bars und Nachtclubs werden mit dem Geld mexikanischer Drogenkartelle erbaut und sind einzig und allein zur Geldwäsche da. Menschen verschwinden über Nacht.
Das ist die Schattenseite eines armen Landes, in dem viele Menschen keine oder nur sehr wenig Bildung haben, die oft keine Perspektive für ihr Leben sehen und schnell in den stinkenden Sumpf des Drogenhandels und der Bandenkriminalität geraten.
Höchste Mordrate pro Einwohner
Das Auswärtige Amt warnt vor der extrem hohen Kriminalität und Gewaltbereitschaft in Honduras; war San Pedro Sula doch jahrelang die gefährlichste Stadt der Welt gemessen an der Mordrate pro Einwohnerzahl. Heute ist Caracas auf Platz 1, aber immer noch dicht gefolgt von San Pedro Sula.
Warum trotzdem ich trotzdem zeitweise in Honduras lebe?
Aber was macht diese Städte so gefährlich und warum sollte ich in einem Land leben wollen, wo die Wahrscheinlichkeit, beraubt, überfallen oder ermordet zu werden, relativ hoch ist?
Man muss das etwas differenziert sehen, denn für die hohe Mordrate sind vor allem verfeindete Jugendbanden (Maras) verantwortlich, die fast ausschließlich nachts die Straßen unsicher machen und sich Schießereien liefern.
Auf Touristen hat man es eher weniger bis gar nicht abgesehen – Ausnahmen bestätigen leider die Regel – aber wenn man sich an die Sicherheitshinweise hält, auf den Rat Einheimischer hört und es vermeidet, nachts unterwegs zu sein, ist Honduras nicht mehr oder minder gefährlich als jedes andere lateinamerikanische Land auch.
Gefühlte Sicherheit als blonde Frau: Nicht anders wie in Bremen bei Nacht!
Als allein reisende, blonde Frau fühle ich mich auf Roatán nicht weniger sicher als in vielen anderen Ländern und auch in meiner Heimatstadt Bremen gibt es Orte, an denen ich mich nachts allein nicht aufhalte.
Die medizinische Versorgung
Die medizinische Versorgung ist sehr unterschiedlich.
Große Städte wie Tegucigalpa, San Pedro Sula und auch La Ceiba haben relativ gute Krankenhäuser, auf Roatán gibt es ein öffentliches, staatliches Krankenhaus, das kein Tagegeld nimmt, aber auch nicht wirklich zu empfehlen ist.
Das Personal ist absolut bemüht, keine Frage, aber gnadenlos unterbesetzt und kann der Menge an Patienten nicht Herr werden. Die Hygiene lässt sehr zu wünschen übrig, Blut an den Wänden, weder Seife noch fließendes Wasser in den Patienten-/Besucher WCs, das Personal hat oft nicht die einfachsten Utensilien wie Handschuhe oder Sterilium zur Verfügung.
Medikamente und Heilmittel werden nur verschrieben, müssen aber von den Angehörigen der Patienten selbst besorgt werden.
Die privaten Krankenhäuser bieten amerikanischen/europäischen Standard, sowohl was Hygiene und Ausrüstung angeht als auch das Personal, kostet aber pro Tag circa 500 US$ allein an Tagegeld, Medikamente nicht eingerechnet.
Das AKR (Anthony’s Key Resort) in Sandy Bay verfügt über exzellente medizinische Räumlichkeiten mit Dekompressionskammer für Taucher und guten Röntgenmöglichkeiten, sowie gut ausgebildeten (meist amerikanische) Ärzten und ist in jedem Fall – egal ob Magenverstimmung oder etwas wirklich ernstes – meine erste Empfehlung.
Auf der Flucht vor sich selbst
Wenn man als Digitaler Nomade unterwegs ist, erfordert es ein hohes Maß an Selbstdisziplin, sich tägliche Routinen zu schaffen und diese auch einzuhalten, um wirklich produktiv und effektiv zu arbeiten.
Der manchmal stundenlang auf der ganzen Insel nicht vorhandene Strom und die ausbaufähige Internetverbindung machen das Arbeiten am Laptop teilweise zu einer echten Herausforderung.
Auf Roatán ist digitales Nomadentum noch ein Fremdwort und dementsprechend viele Gleichgesinnte gibt es auch, nämlich keine.
Ein weiterer Punkt, der die Arbeit hier nicht einfacher macht.
Dazu kommt, dass ich keinen anderen Ort kenne, an dem so viel Alkohol und Drogen konsumiert werden; wo es normal ist, nach dem Aufstehen und dem ersten Kaffee eine Dose „lebensrettendes“ Salva Vida Bier zu öffnen und dazu einen Joint zu rauchen.
Die Versuchung ist groß, sich wie alle anderen auch einfach treiben zu lassen, in den Tag hineinzuleben und die Arbeit auf „mañana“ zu verschieben.
Der entspannte Latino-Lifestyle, die offene Art und Mentalität der Einheimischen und die Begegnungen mit Individualreisenden verschiedenster Nationalitäten machen Roatán für mich zu einem zweiten Zuhause.
Wenn man die Smalltalk-Phase überstanden hat und beginnt, zum ein oder anderen eine tiefere Beziehung aufzubauen, hört man viele traurige und tragische Geschichten.
Und man beginnt zu verstehen, warum das Leben hier auf der Insel, wo es so einfach ist, günstig an Alkohol und jegliche Art von Drogen zu kommen, auf den ersten Blick so attraktiv zu sein scheint – kann man doch alles wunderbar betäuben, was die Seele so quält.
Viele der Menschen, die hier leben, laufen vor irgendetwas in ihrem Leben davon.
Ich habe Geschichten gehört von Vätern, die ihre Kinder verloren haben, Menschen mit Krebs auf der Suche nach einem Wunder, gescheiterten Existenzen aus jeglichen gesellschaftlichen Schichten, die keine Kraft mehr hatten, ihr Scheitern als Chance zu sehen und neu durchzustarten, Menschen, die durch verschiedenste Umstände alles verloren haben – auch ihre Resilienz und ihren Lebensmut.
Ich habe aber im Laufe der Jahre auch viele Menschen kennengelernt, die hier ihren emotionalen Tiefpunkt erreicht haben und sich nach einigen Wochen, Monaten oder auch Jahren selber aus der Krise befreit haben. Diese Menschen haben hier neuen Lebensmut gefunden, ihre Akkus für einen Neuanfang aufgeladen oder sich hier etwas eigenes aufgebaut.
Die Frage nach dem Warum
Ich kann gar nicht sagen, warum genau ich dieses Land trotz allem so liebe (und mich für ein zeitweises Leben dort entschieden haben).
Vielleicht ist es die teilweise noch unberührte Natur mit Regenwäldern, einsamen Buchten und einer tollen Tierwelt, ein immer warmes Klima, das grandiose Korallenriff, das zu den sieben schönsten Tauchgebieten der Welt zählt und auch Schnorchlerherzen höher schlagen lässt.
Oder die offenen, freundlichen, hilfsbereiten und überaus gastfreundlichen Einheimischen und deren entspannte Lebensweise, von der wir Europäer – und insbesondere wir peniblen, steifen Deutschen – noch eine Menge lernen können.
Vielleicht, weil ich damals so unbedarft hier angekommen bin und mich einfach völlig unvoreingenommen auf das Land, die Kultur, die Menschen, das Essen und die Lebensweise eingelassen habe.
Ich war schon immer Lateinamerika-affin und habe mich auch in Costa Rica und Argentinien sehr wohl gefühlt, aber Honduras und speziell Roatán hat mein Herz berührt – und das erschlägt die vielen „Gegenargumente“.
Honduras: Wie geht es weiter?
Wer mehr Informationen zu Honduras und speziell Roatán haben möchte – besonders die Taucher unter uns werden sich hier angesprochen fühlen – kann gerne jederzeit über meine Homepage www.mango-verde.com Kontakt zu mir aufnehmen. I’ll be happy to help!
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Hallo Viven,
ich möchte gern nach Honduras und el Salvador Guatemala und Belize reisen , wie schaut es aus mit der Sicherheit .
liebe grüße aus München
Christian
Hallo Vivien,
wie ist es mit Familie auf Honduras / Roatan? Wenn man Kinder hat ist das nicht so einfach mit dem Auswandern, vorallem Schulbildung, Gesundheit, Sicherheit etc.
Ich habe selbst in Chile 7 Jahre gelebt und bin mit meinem Mann und Kind nach Deutschland, wegen der politischen jetzigen Situation.
Nun habe ich Deutschland nie wircklich gemocht, diese zu steifen, unfreundliche Menschen, die sich immer über alles beschweren und das auf höchstem Niveau und ständige nervige Finanzamt und Behörden machen das Leben hier keinen Spaß! Das Leben kostet hier einen haufen Geld und das Wetter hilft dem Gemüt nicht wirklich positiv zu bleiben.
Lg Elsa